Marktpreise weit über den Listenpreisen und Modelle, die binnen kürzester Zeit ihren Wert verdoppeln: Wie lukrativ ist es, in Zeiten inflationären Zeiten und negativer Realzinsen in das Segment Luxusuhren zu investieren?
Zuletzt trieb die hohe Nachfrage die Preise für Luxusuhren immer weiter nach oben. Mittlerweile hat der Markt aus Expertensicht ein Level der Stagnation erreicht.Materiell sei keine Luxusuhr auch nur im Ansatz ihr Geld wert, konstatiert Uhrenexperte und YouTube-Größe Marcus Finger in einem Videostatement, in dem er seine Follower über das Wertsteigerungspotenzial von Luxusuhren informiert. Der Wert hochwertiger Zeitmesser sei ideeller Natur und leite sich aus einer subjektiven Einschätzung her. Der Run auf Klassiker wie Rolex entstehe durch eine hohe Nachfrage und künstlich hergestellte Verknappung. Bei zahlreichen Uhrenmodellen gehen so die Preise an die Decke, wobei Käufer mit hohen Renditen rechnen können.
Eine Statistik des Luxusuhren-Händlers Horando aus diesen Tagen resumiert ebenso: Bei manchen Uhrenmodellen, wie der Patek Philippe Nautilus, ist über ca. acht Jahre unter Umständen eine Wertsteigerung von mehreren 100 Prozent zu erwarten. Verglichen mit Börsennotierungen international aktiver Großunternehmen werde das Ausmaß der Rendite noch deutlicher, liest man in der dazugehörigen Pressemitteilung. So konnte sich Apple zwischen 2014 und 2022 über eine Wertsteigerung von 112 Prozent freuen – im gleichen Zeitraum Betrug der Wertzuwachs der Pattek Philippe satte 718 Prozent. Ist es demnach möglicherweise lukrativ, in Zeiten hoher Inflation und negativen Realzinses in das Segment Luxusuhren zu investieren?
Anleger müssen eine persönliche Affinität mitbringen.
Mit Blick auf die Marktpreise kann die Frage eindeutig bejaht werden. Auch der Uhrenexperte und Fachjournalist Michael Brückner bestätigt die Wahrnehmung von Horando. In den vergangenen Jahren hätten die Uhrenpreise tatsächlich massiv zugelegt, modifiziert aber seine Aussage insoweit, daß nicht jede hochwertige Uhr für den Anleger auch eine hohe Rendite bedeute. Ca. 80 Prozent der Uhren besäßen keinerlei Wertsteigerungspotenzial und seien deshalb als Kapitalanlage komplett ungeeignet – so Brückner.
Die restlichen 20 Prozent seien ausgesuchte Marken und Modelle, die einem großen Teil der Uhrenliebhaber gefallen. Breitling, Rolex, Seiko, Omega – es sind Marken, die in dem Zusammenhang nicht überraschen.
Allerdings ist ein Investment in Luxusuhren nicht für jeden Anleger geeignet. Wer in Luxusuhren investieren möchte, benötigt schon eine – individuell verschiedene – Affinität. Es bringt nicht viel, die Uhr im Tresor aufzubewahren und dann auf die Wertsteigerung zu warten. Luxusuhren generieren eben nicht nur eine normale Rendite. Zur normalen Rendite kommt ergänzend eine emotionale Rendite dazu.
Sechs bis sieben Jahre – so lange dauert es im Durchschnitt, bis eine Uhr allmählich im Wert steigt. Dazu kommt der Nutzwert. Anders als bei anderen Sachwerten kann der Anleger sein Investment ja sozusagen am Handgelenk tragen – und es zeigt ihm die Zeit an.
Luxusuhren sind ein längerfristiges Investment. Oft ist es so, dass erst die Kinder oder Enkelkinder einmal finanziellen Profit daraus ziehen. Bis eine Uhr begehrtes Objekt von Sammlern wird, können Jahre oder Jahrzehnte ins Land gehen. Bei international begehrten Luxusuhren, wie z. B. der Rolex Daytona, sind Renditen von bis zu sechs Prozent jährlich möglich. Zudem dürfen Anleger nicht vergessen: Nach rund acht Jahren steht die erste Revision der Uhr an; und deren Notwendigkeit mindert die Rendite. Das professionelle Überarbeiten kann gerne einmal vierstellige Beträge vereinnahmen, wie aus Fachkreisen zu hören ist.
Vintage – eine Garantie für hohe Renditen?
Im Gegensatz zu Gold-Investments müssen Anleger bei Luxusuhren auch die vorgeschriebene Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent mit in ihre Kalkulation einplanen. Nach einem Jahr Spekulationsfrist sind die Renditen dann steuerfrei.
Henri von Laufenberg hat für Anleger mit einer Schwäche für Luxusuhren einen weiteren Rat: aus Sicht des für den Händler Colognewatch arbeitenden Uhrenexperten sind Vintage-Uhren geradezu ein Garant für hochinteressante Renditen. Durch die Verknappung der Modelle steige regelmäßig der Wert. Wer sich eine Uhr als Wertanlage kaufe, landet laut von Laufenberg normalerweise bei sieben bis acht Mainstream-Modellen – Uhren, welche nämlich die letzten 20 Jahre die höchsten Wertzuwächse verzeichnen konnten. Der Preis sei dabei meist fünfstellig
Markt eher von Sammlern geprägt
Früher war das Investment in Luxusuhren ein sehr ausgefallenes. Heute hat es bereits Tradition, wie Uhrenexperte von Laufenburg sinngemäß konstatiert. Das sieht man eben auch der großen Nachfrage nach Luxusuhren, die die Preise zuletzt immer weiter steigen ließ. Laut von Laufenberg habe es in jüngster Zeit jedoch eine Kehrtwende gegeben, die Preise fielen. Sammler können sich jetzt Uhren leisten, die noch vor einem halben Jahr nicht erschwinglich waren. Zuletzt habe die Preisreduktion ca. rund 15 Prozent betragen. Über die Gründe kann man nur spekulieren: Die übliche Sommerflaute könne eine mögliche Ursache sein oder aber die chinesischen Corona-Lockdowns. Damals haben viele Sammler sich entschieden, zu verkaufen, anstatt ihr Investment weiterhin zu halten. Aktuell ist ein Level der Stagnation erreicht, so ein Experte. Für den eher von Sammlern als von Händlern geprägten Markt, sei dies förderlich.
Wer mit dem Gedanken spielt, sein Geld in dekorative Choronographen zu investieren, könnte dies jetzt womöglich zu moderaten Preisen tun. Dabei sollte allerdings eine Maxime vor Augen bleiben: Wenn schließlich fünf Prozent weniger auf dem Konto stehen, sollte dies mit der Freude an dem Investment ausgeglichen werden.
07.10.2022